Plötzlich Teenager-Mutter (Gastartikel)
Bevor Ihr heute loslegt mit dem Lesen solltet Ihr Euch unbedingt ein paar Taschentücher bereitlegen. Denn heute habe ich einen Gastartikel für Euch, der mich zu Tränen gerührt hat und von dem ich weiß, dass er aus tiefstem Herzen geschrieben wurde. Er kommt von meiner liebsten Herzensbloggerin Jessi vom Blog feiersun.de und es geht um ihre Rolle als Pflegemama. Wie sie dazu wurde und wie dadurch ihre Gefühle auf den Kopf gestellt wurden….
Ich selbst weiß, wie wunderbar es ist, wenn man als Kind geliebt wird, obwohl man nicht „leiblich“ von seinen Eltern abstammt, und genau deshalb treffen Jessis Worte auch mich mitten ins Herz. Und ich fühle mich sehr geehrt, dass sie ausgerechnet meinen Blog ausgesucht hat, um darüber zu schreiben. Aber lest selbst…
Plötzlich Teenager-Mutter
Und plötzlich war ich wieder Mutter – Muttergefühle…
Als etwas andere Familie wird man auch auf andere Weise wieder Mutter und hierbei spreche ich nicht über eine Patchwork-Familie.
Lange habe ich es versprochen – auf meinem Blog – das ich mehr über das Thema unserer Familiepflegschaft erzählen werde. Und ja es wird auf feierSun.de auch bald mehr dazu geben, doch heute erzähle ich Euch bei der lieben Anna von dem Moment in dem das Gefühl in mir aufkam “jetzt bin ich wieder Mutter – Mutter eins Teenagers”.
Nach einem emotionalen und nervenaufreibend Kampf um den großen Jungen war dann irgendwann klar – er bleibt bei uns.
Warum tun wir uns so was überhaupt an?
Ja, ich weiß genau, dass Vielen genau dieser Gedanke durch den Kopf geht und ich kann Euch sagen: es sind mehrere Faktoren. Zum einen ein Faktor den ich im nächsten Absatz gerne näher erläutere – die LIEBE. Und zum anderen weil ich daran glaube, dass gewisse Dinge nur aus diesem Grunde passieren – weil sich jemand was dabei denkt.
Hier muss ich ein wenig ausholen und einen kleinen Teil meiner eigenen Geschichte preisgeben: Ich komme nicht aus einem wohlbehüteten Elternhaus. Meine Mutter – alleinerziehend – die sicherlich immer ihr Bestes versuchte, scheiterte einfach am Leben und so ergab es sich, dass ich mit bereits 13 Jahren nicht mehr in ihrem Haushalt lebte.
Ich hätte mich gefreut, wenn sich irgendwer aus meiner Familie / aus meinem Umfeld auch nur ansatzweise so sehr ein Bein für mich ausgerissen hätte, wie ich es für meinen großen Jungen täglich tue – wenn jemand diesen Kampf um mich ausgefochten hätte, selbst wenn es nur der Versuch gewesen wäre. Aber ich bin gar nicht wütend auf das Leben weil ich nicht dieses Glück hatte, sondern auch irgendwie dankbar. Denn ich bin wer ich bin, weil ich meinen Weg gehen konnte – weil ich war wer ich war, werde ich sein und ich habe selber in der Hand in welche Richtung ich mich entwickele. Und ich denke ich ging diesen Weg damit ich den heutigen mit dem großen Jungen gehen kann.
Sich „das anzutun“ war ein Gefühl – das Gefühl das Leben von jemandem positiv beeinflussen zu können. Jemandem ein zu Hause zu bieten und Geborgenheit, nachdem er „aus dem Nest gekickt wurde“. Denn ich weiß verdammt nochmal wie es sich anfühlt, wenn sich die eigene Mutter gegen einen und für einen Mann entscheidet (bei mir war es nicht mal mein leiblicher Vater). (Dieser Satz hat mich enorme Kraft gekostet, denn so oft wie ich mit dem Mann darüber spreche, so hart war es gerade, diesen hier hin zu tippen.)
Aber denkt nun nicht falsch, ich verteufele meine Mutter nicht, sie ist schließlich meine Mutter. Jedoch kann ich mich nicht davon frei sprechen, weder meine noch die leibliche Mutter des großen Jungen, noch weniger zu verstehen. Gerade seit dem ich selber Mutter bin. Ich möchte immer für jeden Menschen Verständnis haben, aber genau an diesem Punkt komme ich an meine Grenzen – hier hört mein Verständnis und meine Gabe, in jedem das Gute sehen zu können irgendwie auf. Und vielleicht bin ich auch manchmal einen Hauch von unfair meiner Schwägerin gegenüber, weil ich verdammt weiß wie es sich anfühlt und weil ich es einfach weder als Kind noch als Mutter nachvollziehen kann. Ich wollte hier gar nicht über mich schreiben, doch um das zu verstehen musste ich mit diese Info rausrücken.
Kommen wir zurück zum großen Jungen denn da ist noch dieses Gefühl das einfach tun zu müssen, weil mein Herz mich dazu drängte und nachdem ich genau dies getan hatte (der Mann trug die Entscheidung genauso, doch gekämpft habe ich an allen Fronten), kam ein ganz anderes Gefühl. Ein eigentlich durch die Motte bekanntes Gefühl und doch hat es mich vollkommen übermannt…. haben sie mich vollkommen übermannt – diese Gefühle….
Und plötzlich waren sie da – diese Muttergefühle
Der große Junge lebte sich schnell hier ein und fand fix Anschluss. Im örtlichem Fußballverein. Doch wie es im Leben eines fußballspielenden Jugendlichen nun mal so ist, ein Tritt zu viel, ein Eintritt zu hart und schon sitzt man des Nachts im Krankenhaus: Kreuzbandriss – keine erfreuliche Diagnose.
Nun kam der Tag seiner OP. Aus organisatorischen Gründen brachte der Mann ihn in das örtliche Krankenhaus, ich die Motte in den Kindergarten und nach telefonischer Absprache wartete ich dann, dass die Schwestern mich anriefen, damit ich ihn direkt aus dem Aufwachraum abholen konnte.
Diese wenigen Stunden in denen ich zu Hause saß konnte mich nur Twitter retten – die Arbeit die ich hätte machen sollen schmiss ich in die Ecke – ich konnte nicht klar denken und hatte einen wahnsinnigen Kloß im Hals. Ich bekam Angst um den großen Jungen – um MEINEN großen Jungen und dann schrieb es jemand und ich brach in Tränen aus, ich weiß noch genau den Wortlaut „Süße das nennt sich Liebe!!“ und ja da waren sie. Mitten am Schreibtisch sitzend und twitternd übermannte mich die Liebe zu ihm, eine Liebe die ich von der Motte doch schon kennen sollte, doch das man so schnell diese besonderen Gefühle für ein nicht selber geborenes Kind empfinden konnte, das hat mich einfach umgehauen. Muttergefühle sind so unglaublich, die haben mich von hinten gepackt und sich einfach ungefragt in mein Herz gesetzt – mitten drin und wir wissen alle, diese Tür ist eine, die sich nur in eine Richtung öffnet – eine Einbahnstraße und wer einmal ein Kind in sein Herz schließt, der lässt es dort auch nicht wieder hinaus!!!
In diesem Moment wusste ich, ich bin keine Mutter eines Einzelkindes mehr, ich bin die Mutter der Motte UND des großen Jungen!!!!!
Ob „nur“ Pflegemutter wertend gemeint sein kann oder nicht, dass überlasse ich jedem, aber ich bin eine mit vollem Herzen und all ihrer Kraft. Eine die kämpft, wütet, die lacht, eine die lebt, da ist und liebt!!!! Ich konnte schon kaum fassen wie tief man für das Wesen in seinem Bauch empfinden kann, aber das man ein Pflegekind so lieben kann, das war mir unklar.
Nicht das Blut macht uns zur Familie sondern die Liebe!!
feierSun.de | Der Familienblog der anderen Art ist der Einblick einer Reise einer nicht ganz alltäglichen Familie. Hier berichtet Jessi ich darüber, wie sie neben der Motte auch mit der plötzlichen Herausforderung Teenager umgeht. Im Jahr 2013 hat sich ihr Pflegesohn nicht nur in ihr Haus sondern auch in ihre Herzen geschlichen. Jessi nimmt Euch mit in ihren Alltag und zeigt wie sie ihr Abenteuer Familie meistern und zusammen wachsen.