Unsere Zwillinge sind da – eine Geburt am heißesten Tag des Jahres!
Am heißesten Tag diesen Jahres – genauer am 04. Juli 2015 – haben mich die Zwillinge endlich zur Dreifachmama gemacht. Und zwar zu einer ganz Stolzen!
Viele, viele unglaublich liebe Glückwünsche habe mich über facebook und Twitter von Euch erreicht – dafür sage ich an dieser Stelle auch noch mal ganz herzlichen Dank! Ich war unheimlich gerührt und habe mich irrsinnig gefreut.
Ich hatte ja versprochen, dass ich Euch – sobald ich Zeit finde – ein bißchen berichte, wie die Geburt war und ob sich meine Ängste bestätigt haben.
Am Mittwoch bevor die Zwillinge das Licht der Welt erblickten waren wir vormittags im Krankenhaus zur Kontrolle. Der Ultraschall und das CTG ergaben, dass es den Kindern weiterhin gut geht im Bauch, eine baldige Einleitung aber sinnvoll wäre. Also haben wir in den darauf folgenden Tagen alles geregelt, die Motte für das Wochenende bei ihren Großeltern einquartiert und sind am Samstagvormittag ins Krankenhaus gefahren. Dort wurde erneut ein ausführliches CTG geschrieben und ein kurzer Ultraschall gemacht.
Unser begleitender Arzt empfahl, die Geburt mithilfe eine Wehen-Cocktails einzuleiten, den ich gegen 11.45 Uhr im CTG-Raum zu mir nahm. Dann hieß es Warten. Ich wurde auf die Wochenstation verlegt und sollte mich um 17.45 Uhr (also 6 Stunden später) erneut im Kreißsaal melden, falls sich bis dahin nichts getan hätte.
Mein Mann und ich vertrieben uns also die Zeit – spazierten durchs Krankenhaus und die Wochenstation, aßen noch eine Kleinigket zusammen und schauten ein bißchen fern. Pünktlich um 17.45 Uhr standen wir für ein weiteres CTG im Kreißsaal auf der Matte. Keine Wehen bisher. Zumindest nicht so, dass es der Rede wert gewesen wäre.
Erneut wurde also ein CTG geschrieben und ich telefonierte noch einmal mit der Motte um ihr eine gute Nacht zu wünschen. Gegen 18.20 Uhr verließ mein Mann kurz das Krankenhaus um sich etwas zu Essen zu besorgen. Ich wartete derweil auf der Wochenstation in meinem Zimmer auf ihn. Und während er weg war setzen sie dann ein – und zwar heftig: die ersten Wehen!
Als mein Mann zurück kam, aß er noch seinen Salat auf, dann platze die Fruchtblase und wir machten uns schleunigst auf zum Kreißsaal. Da war es 18.50 Uhr. Ganz ehrlich? Die Wehen waren kaum auszuhalten. So schmerzhaft hatte ich das nicht in Erinnerung. Ich konnte kaum Luft holen in den kurzen Wehenpausen. Zusätzlich machte mir die Hitze extrem zu schaffen.
So waren meine Worte nach einer knappen halben Stunde zur Hebamme auch: „hatte ich erwähnt, dass ich eine PDA möchte?“. Die reagierte ganz gelassen und sagte nur: „ich schau´mal“, verließ kurz den Raum um dann mit der Nachricht zurückzukommen: „PDA dauert ein bißchen, es wird gerade in einem anderen Kreißsaal eine gelegt“.
Also bemühte ich mich eine Wehe nach der anderen möglichst wirksam zu veratmen. Meine Hebamme sprach mir an den richtigen Stellen Mut zu und beteuerte, dass ich das schaffe – ganz sicher.
Gegen 19.40 Uhr (eine PDA hatte ich nicht bekommen) bemerkte sie: „die Zwillinge sind gleich da“. Mein Mann fragte dann vorsichtig nach, was denn „gleich“ bedeuten würde. „Eine halbe Stunde noch“, erwiederte unsere Hebamme. Ich konnte das nicht glauben – ehrlich gesagt war es mir aber in dem Moment auch völlig egal. Ich wollte einfach nur, dass diese Schmerzen enden.
Aber unsere wunderbare Hebamme sollte Recht behalten. Um 21.09 Uhr wurde unsere kleine Minimotte mit 2990g und 48 cm geboren. Um 21.30 Uhr folgte ihr kleiner Bruder mit 2090g und 41 cm. Innerhalb von 2,5 Stunden, auf natürlichem Weg, ganz ohne PDA oder sonstigen Schmerzmitteln. Unglaublich, oder?
Leider ließ die Nachgeburt auf sich warten – wie auch beim letzten Mal. Die beiden Plazenten wollten sich einfach nicht lösen. Nach einer guten halben Stunde wurde ich daher doch noch einmal in die Vollnarkose geschickt und die Plazenten mussten operativ entfernt werden. Dabei habe ich sehr viel Blut verloren und war die ersten Tage im Wochenbett sehr geschwächt. Mein Mann hatte in diesen ca. 40 Minuten Zeit unsere beiden Zwerge schon einmal kennenzulernen.
Als ich aus der Narkose aufwachte war ich wahnsinnig erschöpft aber unendlich glücklich, als ich meine beiden Mäuse in die Arme schließen konnte. Und wisst Ihr was? All´meine Ängste im Vorfeld waren völlig unbegründet. Die Geburt lief – abgesehen von den unglaublichen Schmerzen, die aber ja leider dazu gehören – perfekt und hat mich mit der unglücklichen Geburt der Motte ausgesöhnt. Alles war genau so, wie ich es mir gewünscht hatte. Ok, die Operation wegen der Nachgeburt hätte nicht sein müssen. Aber insgesamt trübt das meine Erinnerung nicht.
Ich hatte eine unglaubliche Hebamme, die mich fantatstisch, ruhig und voller Zuversicht durch diese Geburt begleitet hat. Eine wunderbare Assistenzärztin, die ebenfalls anwesend, aber angenehm zurückhaltend war und einen tollen Oberarzt, der sich während der gesamten Geburt im Hintergrund gehalten hat und so seiner Hebamme den Rücken gestärkt hat, dass er da ist, falls es Komplikationen gibt. Lediglich kurz nachdem die Minimotte geboren war, hat er den kleinen Bruder von außerhalb des Bauchs gestützt, damit dieser sich nicht vielleicht noch rumdreht.
Nach der Geburt musste ich noch bis Donnerstag im Krankenhaus bleiben. Da ich während der OP sehr viel Blut verloren hatte, ist mein Eisenwert zwischenzeitlich unter 6 gerutscht. Dadurch war mein Kreislauf im Keller. Jeder Gang zur Toilette hat mich so angestrengt, dass ich Herzrasen hatte. Beim ersten Mal Aufstehen bin ich fast zusammengesackt. Körperlich und seelisch ging es mir ansonsten eigentlich sehr gut. Ich war einfach nur unheimlich schwach. Die Ärzte haben mir dann zu einer Bluttransfusion geraten, die ich dann am Dienstagmorgen bekommen habe.
Zuerst war ich sehr skeptisch. Fremdblut möchte man ja eigentlich nicht im Körper haben, wenn es nicht unbedingt sein muss. Letztlich habe ich mich aber doch dafür entschieden und kann nur sagen, dass es die absolut richtige Entscheidung war. Nach der Transfusion ging es mir schlagartig besser. Mein Eisenwert war wieder über 8 geklettert und nun muss ich weiterhin Eisentabletten nehmen, aber mein Kreislauf ist stabil und ich fühle mich soweit gut.
Auch der Babyblues blieb diesmal aus. Nach der Geburt der Motte hatte ich ja einen ganz schlimmen Heultag. Das war diesmal nicht so. Allerdings gab es dennoch ein Ereignis, dass mich aus der Bahn geworfen hat.
Eigentlich wollten und sollten wir Mittwoch nach der Geburt entlassen werden. Morgens – mein Mann war gerade im Krankenhaus eingetroffen – rief dann die Kita an. Die Motte hätte 40° Fieber. Mein Mann also gleich los um sie abzuholen. Der Arzt stellte dann fest: Streptokokken – mit Verdacht auf Scharlach – das hieß also, wir konnten defintiv nicht nach Hause.
Genervt von der ganzen Situation, und dass schon wieder so ein blödes Ereignis unsere Pläne durchkreuzt (wie Ihr wisst hat sich mein Mann ja 3 Wochen vor der Geburt noch die Achillessehne gerissen und musste operiert werden), hab´ich dann doch ein paar Tränen verdrückt. Ich wollte doch so gern endlich mit den Mäusen nach Hause. Und ich sah uns schon mehrere Tage zusätzlich im Krankenhaus verbringen. Außerdem brach es mir das Herz, dass ich nicht bei der Motte sein konnte. Sie hatte schon die Tage zuvor immer gefragt wann ich endlich nach Hause komme und wollte am liebsten auch im Krankenhaus bei mir schlafen. Und nun lag sie da zu Hause krank und ich konnte sie nicht bekuscheln und bei ihr sein. Natürlich weiß ich, dass sie bei meinem Mann ebenso gut aufgehoben war, aber die Mama-Gefühle kann man da halt nicht unterdrücken.
Der Kinderarzt gab dann Gott sei Dank kurze Zeit später Entwarnung. 3 Antibiotika-Gaben innerhalb der nächsten 24 Stunden für die Motte und wir dürften nach Hause. Das hieß dann letztlich nur noch eine zusätzliche Nacht im Krankenhaus, bevor wir am Donnerstagabend alle glücklich und vereint zu Hause ankamen.
An allererster Stelle bin ich unendlich dankbar für zwei weitere gesunde Kinder. Mein Zwerg ist zwar mit knapp zwei Kilo sehr klein und schmächtig, aber kerngesund. Jetzt heißt es kräftig zunehmen – aber da er fleissig trinkt, mache ich mir da keine Sorgen. Und die Minimotte ist sowieso ein kleiner „Vielfraß“ 🙂
Die ersten Tage zu Hause waren turbulent und chaotisch. Wir hatten sehr wenig bis gar keinen Schlaf (darüber folgt ein seperater Beitrag) und suchen noch nach unserem Rhythmus. Aber es wird sich alles einspielen irgendwie. Zwei Babys zu haben ist wunderschön – wenn auch sehr anstrengend. In den ersten Tagen zu Hause habe ich bereits reichlich Stoff für die nächsten Beiträge hier gesammelt…
Ich bin sicher, dass unser Leben ab jetzt komplett auf den Kopf gestellt wird. Es wird immer etwas los sein. Wir werden immer wieder mal an unsere Grenzen stoßen. Aber es wird auch noch so viel mehr Glück und Kinderlachen hier einziehen. Ruhe wird selten einkehren. Das macht mir einerseits Angst, andererseits freue ich mich auf alles das, was dieses neue Leben für uns bereithält. Auf jeden kleinen Fortschritt, jedes neue Abenteuer, jede neue Herausforderung, jeden neuen Tag.
In diesen Sinne schicke ich Euch heute müde – aber glückliche – Grüße von der Wickelfront
Eure Anna