Tage der Industriekultur: Lost Places, spannende Museen und aufregende Aktionen in der Metropolregion Hamburg
*Werbung / Kooperation mit der Metropolregion Hamburg* Ihr habt am nächsten Wochenende (25./26. September 2021) noch nichts vor? Jetzt schon! Denn die Metropolregion Hamburg lädt ein zu „Tage der Industriekultur am Wasser“. Von Kiel über Lauenburg bis nach Rostock öffnen 110 Industrieanlagen ihre Tore für Besucher und bieten abwechslungsreiche Veranstaltungen rund um die Industriekultur der Region an. Und das ist nicht nur für Technikfreaks und Kulturliebhaber interessant, sondern auch für Familien richtig spannend.
Das gesamte Programm findet Ihr hier, aber zwei ganz persönlichen Empfehlungen möchte ich Euch gern besonders ans Herz legen. Eine davon ist sogar (noch) ein absoluter Geheimtipp!
1. Lost Place in Geesthacht: die Ruinen der alten Pulverfabrik
Lost Places üben eine seltsame Anziehungskraft aus. Die Faszination für Orte, an denen schon lange niemand mehr lebt oder arbeitet, und die nach der Stilllegung einfach sich selbst überlassen werden, ist groß. Oft sind Lost Places aber gar nicht so einfach zu finden. Und die Allermeisten sind auch nicht einfach so zugänglich. Ein verlassener Ort dessen Besuch sich sehr lohnt und den Ihr – auch mit Kindern – ohne Probleme besuchen könnt, befindet sich in Geesthacht.
Geesthacht liegt südöstlich von Hamburg direkt am Elbufer. Was viele nicht wissen: Alfred Nobel gründete hier 1865 eine Fabrik für Glycerin und erfand dort das Dynamit. So entstand in Geesthacht die erste Dynamitfabrik der Welt. Die Stadt erlangte damit weltweiten Ruhm für die Herstellung von Explosivstoffen.
Zahlreiche Relikte aus dieser Zeit zeugen noch heute davon. Wir haben die Überreste der Pulverfabrik Düneberg auf unserem Spaziergang durch die Beesenhorster Sandberge erkundet.
Die Pulverfabrik Düneberg – trauriges Zeugnis der Vergangenheit
Um zu verstehen, von welch großer Bedeutung die Pulverfabrik einst war, muss man sich ein wenig mit der Geschichte des Geländes auseinandersetzen. Im Jahr 1871 schenkte Kaiser Wilhelm I. die Beesenhorster Sandberge dem Reichskanzler Otto von Bismarck. Dieser verpachtete das Gelände an einen Industriellen, der wiederum eine Pulverfabrik dort errichten ließ. Besonders wegen der Lage an der Elbe war der Standort ideal. Denn nun konnte das Pulver, welches weltweit für militärische Einsätze hergestellt wurde, direkt von dort in die ganze Welt verschifft werden. Das Geschäft erwies sich als äußerst rentabel, bis zum Ende des 1. Weltkriegs arbeiteten fast 20.000 Menschen in der Fabrik.
Nach der Niederlage im 1. Weltkrieg wurde die Fabrik im Jahre 1918 stillgelegt. Aber nicht lange, denn 1935 wurde die Fabrik von der Dynamit Nobel AG gekauft. Adolf Hitler hatte zwischenzeitlich die Macht übernommen, der Bedarf an Schwarzpulver für Waffen und Raketen wuchs stetig. Die Produktion musste dringend erweitert werden, also entstanden insgesamt über 340 neue Gebäude in den Dünen. Nach Kriegsende wurden die Produktionsanlagen abgebaut, das Pulver vernichtet und die meisten Gebäude im Jahr 1949 gesprengt. Die verfallenen Ruinen aber sind bis heute in den Dünen zu finden.
Entdeckt den Lost Place im Rahmen der Tage der Industriekultur
Viele davon sieht man nicht auf den ersten Blick. Man muss bei der Wanderung durch die bewaldete Dünenlandschaft schon sehr genau die Augen offen halten.
Die Natur hat sich das Gebiet zurückerobert, Mauern und Steine sind überwuchert oder vollständig zugewachsen. Hin und wieder entdeckt man eine Laterne am Wegesrand oder späht in eingestürzte Gebäude unter denen sich dunkle Höhlen verstecken.
Genau das macht einen Spaziergang durch die wunderschönen, naturgeschützten und teilweise bis zu 23 Meter hohen Beesenhorster Sandberge zu einem sehr spannenden Ausflug.
Der Gedanke, dass hier einst Fabriken standen, die Pulver produziert haben, mit dem Millionen von Menschen getötet wurden – das ist gruselig und bedrückend. Viele Tausend Menschen haben Tag und Nacht in drei Schichten auf dem Gelände gearbeitet. Unwillkürlich stellt man sich die Frage: wie muss das hier damals gewesen sein?
Wahrscheinlich ist das der Grund warum Lost Places so faszinierend sind. Weil wir uns die Vergangenheit, die Geschehnisse an diesen Orten selbst vorstellen müssen. Uns direkt mit der Geschichte konfrontiert sehen. Und wir oft nicht begreifen können, was wirklich geschah. Das lässt einem so manchen Schauer über den Rücken laufen.
Im Rahmen der „Tage der Industriekultur“ wird am 26.09.2021 um 11.00 Uhr ein 2-stündiger Rundgang zum Thema „Deutsches Pulver für die Welt“ angeboten. Dort erfahrt Ihr allerlei Wissenswertes über die Geschichte der Pulverfabrik und entdeckt selbstverständlich noch erhaltene Überreste. Bitte bringt festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung mit. Die Teilnahme ist ausschließlich mit Anmeldung möglich. Anmeldungen unter touristinfo@geesthacht.de
2. Das Museum Windstärke 10 in Cuxhaven
Das Wrack- und Fischereimuseum Windstärke 10 in Cuxhaven haben wir vor einigen Jahren besucht. Es gehört zu den Museen, von denen ich im Vorfeld am wenigsten erwartet und die mich dann schlussendlich am meisten überrascht haben.
In zwei großen historischen Fischpackhallen lernt man sehr viel Spannendes rund um das Fischereihandwerk, dazu gibt es interaktive Stationen, interessante Kurzfilme und faszinierende Einblicke in das extrem harte Leben der Hochseefischer.
Wir sind nachhaltig beeindruckt!
Wir konnten am Ende nur erahnen, wie gefährlich das Leben an Bord eines Fischkutters ist. Viele dramatische Unglücksfälle ereigneten sich auf hoher See. Und so ist es fast logisch, dass ein Teil des Museums sich den Schiffswracks in der Nordsee widmet. Im Ausstellungsraum „Unter Wasser“ „taucht“ man dabei sogar virtuell auf den Grund der Nordsee. In fast klaustrophobischer Atmosphäre bekommt man das Gefühl tatsächlich den Meeresgrund zu betreten und an vielen dunklen Wracks vorbeizulaufen.
Nachhaltig beeindruckt hat uns auch die Installation gleich hinter dem Eingang des Museums. Hier türmen sich Nordseewellen bei Windstärke 10 (Orkan) bis zu 5 Metern Höhe auf. Beängstigend und zugleich wunderschön ist dieses Naturschauspiel. Aber wenn man sich nun vorstellt wie die Arbeiter auf den Fischkuttern sich unter diesen Bedingungen fühlen müssen – krass!
In einem großen Themenbereich widmet sich das Museum außerdem auch dem Thema Überfischung der Meere und nachhaltige Fischerei.
Wir raten Euch: plant gut 3 Stunden für Euren Besuch im Museum Windstärke 10 ein. Denn neben all den spannenden Informationen gilt es an den Mitmachstationen Funksprüche zu entschlüsseln, Seemannsknoten zu knüpfen oder mit dem Helm in die Tiefe zu tauchen.
Im Rahmen der „Tage der Industriekultur“ bietet das Museum „Windstärke 10“ am Sonntag, 26.09.2021 von 11.00 bis 16.30 Uhr eine große maritime Bastelaktion an. Buddelschiffe, bunte Fische und maritime Anhänger – Ihr dürft Euch mit Euren Kindern voll austoben.
Eintritt ins Museum: 9,50 € für Erwachsene, Kinder zahlen günstige 1,50 €. Die Teilnahme an der Bastelaktion ist im Eintritt inkludiert.
Tipp: wenn Ihr schon in der Nähe seid, könntet Ihr einen Abstecher zum Leuchtturm Balje machen, der dieses Jahr zum ersten Mal im Rahmen der Tage der Industriekultur seine Pforten für Besucher öffnet.
Tage der Industriekultur am Wasser: was wollen wir uns anschauen?
Auch wir haben uns natürlich schon ein paar Highlights rausgepickt, die wir gern anschauen möchten. Das Motorschiff Klostersande im Elmshorner Hafen öffnet am Samstag und Sonntag für Besucher. Es verkehrte bis ins Jahr 2000 zwischen Elmshorn und Hamburg und brachte Hafer zu den berühmten KÖLLN Werken.
Im Hafenmuseum Hamburg gibt es spannende Geschichten und Aktionen rund um das Hafenleben. Am Lüneburger Wasserturm gibt es sogar ein Mini-Festival mit Musik, Ausstellungen und Akrobatik, außerdem wollten wir schon lange mal ins Lüneburger Salzmuseum.
Toll finden wir auch die Amtswassermühle in Moisburg, südlich von Buxtehude. Hier kann man an den Tagen der Industriekultur selbst Schrot mahlen und Mühlen basteln.
Und vielleicht schaffen wir es auch zum Burgbeckschöpfwerk in Himmelpforten. Im nächsten Jahr wird das Werk abgebaut. Ihr habt also nur einmalig die Chance zur Führung.
Ihr seht, die Auswahl ist so groß, dass man sich kaum entscheiden kann.
Ich hoffe Ihr habt richtig Lust bekommen Euch mal durch das Programm der Tage der Industriekultur zu stöbern und würde mich freuen, wenn Ihr unseren Empfehlungen folgt. Aber auch falls Geesthacht oder Cuxhaven für Euch zu weit ist: es gibt so viele spannende Veranstaltungen – Ihr findet sicher etwas, dass Euch gefällt.
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Hinterlasst mir doch gern mal einen Kommentar welche Ziele für Euch am interessantesten sind. Und falls Ihr die Tage der Industriekultur besucht, erzählt im Anschluss mal wo Ihr ward und wie es Euch gefallen hat. Ich bin echt sehr gespannt.