Drei Kindern gerecht werden: Wie soll ich das bloß jemals schaffen? Manchmal bricht es mir das Herz…
Heute ist wieder einer dieser Tage…die Zwillinge schreien abwechselnd oder gleichzeitig und kommen einfach nicht zur Ruhe. Ich drehe fast durch, trage, kuschele, schuckele, singe, spreche beruhigend auf sie ein – nichts hilft – der Schlafentzug macht meine Nerven nicht gerade stärker und ich hab´noch nicht mal etwas Anständiges gegessen…
Hunger kann es nicht sein, denn ich weiß ja, dass sie gerade erst getrunken haben. Wahrscheinlich ein Schub werdet Ihr sagen. Oder total übermüdet. Zu viele Eindrücke. Ja, alles das kann es sein. Ich weiß das. Und ich weiß auch, dass es – ooooohm – nur eine Phase ist, und das das alles wieder vorbei geht – zumindest bis der nächste Schub kommt 🙂
Und dennoch sitze ich dann abends da (alle Kinder haben es endlich, endlich in den Schlaf geschafft) – bin den Tränen nahe und denke mir: Wie soll ich das bloß jemals schaffen? Wie soll das weitergehen?
Und ich mache mir Sorgen und Vorwürfe: ich werde niemals allen dreien gerecht werden können. War das wirklich die richtige Entscheidung noch ein Kind (bei uns waren es dann sogar zwei – Überraschung 🙂 ) zu bekommen? Werden alle drei merken, dass ich sie aus tiefstem Herzen liebe, auch wenn ich gerade mal keine Zeit habe, weil ich mich um eins der anderen Kinder kümmern muss? Werde ich trotzdem zu allen dreien die selbe tiefe Bindung aufbauen können?
Gerade jetzt merke ich, dass ich der großen Motte nicht so viel Aufmerksamkeit schenken kann wie ich möchte. Vormittags ist sie in der Kita, aber nachmittags ist sie ja mit mir und den Babys zu Hause, und da fordert sie – natürlich und völlig zurecht – auch meine Aufmerksamkeit ein. Oft muss ich sie dann vertrösten, ihr sagen, dass ich das Spiel mit ihr spiele wenn die Zwillinge schlafen oder gerade ganz zufrieden in der Gegend rumgucken. Und dass ich sie dann auch auf den Schoß nehme und mit ihr kuschele, weil das mit zwei Babys auf dem Arm eben nicht so richtig gut geht. Und wenn wir dann mal spielen werden wir auch immer mal wieder unterbrochen, weil eben eins der Babys schreit, Hunger hat, eine frische Windel braucht oder, oder, oder…
Ich versuche die Motte dann spielerisch mit einzubeziehen – sie hilft mir beim Windelwechseln oder beim Flasche geben – aber sie bekommt eben nicht das was sie gerade so gern würde: Zeit ihr Spiel zu spielen mit Mama. Oder auf meinem Schoß sitzen und kuscheln. Und das tut mir dann im Herzen weh. Weil sie einfach so ein tolles Mädchen ist. Weil sie die Zwillinge bedingungslos in unser Leben gelassen hat – nicht ein einziges Mal auf sie schimpft, sie mit großer Hingabe küsst und „bespaßt“ (ich mag dieses Wort nicht, mir fällt aber gerade kein anderes passendes ein).
Wenn ich sie so anschaue, dann quillt mein Herz über vor Liebe. Ich möchte ihr so gern sagen, dass es bald besser wird. Dass ich wieder mehr Zeit für sie habe. Aber genau das kann ich ihr eben nicht versprechen – weil da noch zwei andere kleine Menschen sind, die ich ebenso liebe und die ebenso meine Aufmerksamkeit verdienen und brauchen.
Natürlich wird es irgendwann anders werden. Die Zwillinge werden älter, sie werden lernen auch mal zu warten. Und sie werden lernen sich auch mal allein zu beschäftigen. Und dann wird es auch wieder mehr Zeit für die Große geben. Aber das wird eben auch noch eine ganze Weile dauern. Und Zeit ist ja bekanntlich für Kinder nicht greifbar. Zwei Wochen sind eine Ewigkeit in ihrem Alter.
Aber es gibt noch etwas, dass mich zutiefst traurig macht: oft ruft sie jetzt nicht mehr nach mir, sondern nach ihrem Papa. Heute morgen schlägt sie die Augen auf. Das erste was sie fragt: „Wo ist Papa?“. Auf mich hört sie nicht mehr – oder kaum. Wenn ich ihr etwas sage habe ich manchmal das Gefühl ich rede gegen eine Wand. Ich weiß, das ist etwas, womit ich allein klarkommen muss. Sie tut das wahrscheinlich, weil sie merkt, dass ich eben weniger Zeit für sie habe. Also sucht sie sich den Papa als Alternative. Und sie tut das auch, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber ich habe keine Lust die Meckertante zu sein – denn die bin ich im Moment. Weil sie sich weigert die Zähne zu putzen, weil sie sich nicht anziehen will. Weil sie das Brot mit Absicht vom Tisch schmeißt wenn sie nicht mehr weiteressen möchte.
Ich möchte dann oft viel gelassener sein, weil ich ja weiß, dass ihre kleine Seele gerade verkraften muss, dass sie nun nicht mehr die volle Aufmerksamkeit von Mama und Papa genießt. Aber ich schaffe das nicht immer. Und dabei liebe ich sie so sehr. Ich möchte, dass sie glücklich ist. Ich möchte viel lieber schöne Momente mit ihr erleben. Damit sie merkt, dass ich sie und ihre Bedürfnisse in dem ganzen Trubel hier zu Hause sehe und Ernst nehme. Ich möchte für sie da sein. Denn ich merke, dass sie mich noch braucht. Nachts zum Beispiel. Wenn sie schlecht geträumt hat, dann kommt sie immer noch zu mir und kuschelt sich ganz eng an mich. Oder wenn sie sich weh getan hat oder irgendetwas passiert ist. So wie letzte Woche als sie sich den Arm gebrochen hat. Da konnte niemand helfen, nur Mama war wichtig.
Ich versuche immer dann wenn die Zwillinge schlafen voll und ganz für sie da zu sein. Mit ihr zu Kuscheln, Vorzulesen, zu Spielen. Aber oft will sie dann auch mit den Nachbarskindern in den Garten und ich bin abgemeldet. Und das ist ja auch irgendwie gut so. Sie soll ja groß werden, ich muss sie loslassen, sie soll eigenständig werden und ich bin sehr stolz zu sehen wie sie Freundschaften schließt und es genießt wenn sie mit anderen Kindern zusammen ist. Aber manchmal wünsche ich mir, sie würde die kurze Zeit dann nutzen um mit mir zu kuscheln, zu spielen oder was auch immer sie möchte, damit ich sie nicht wieder vertrösten muss später am Tag. So hab ich oft das Gefühl dass sie denkt: Mama hat nie Zeit für mich…
Und was das Schlimmste ist: dieses Dilemma habe ich auch vormittags mit den kleinen Zwergen. Oft plagt mich das schlechte Gewissen, weil ich mich zum Beispiel an einem Tag mehr um die Minimotte gekümmert habe als um den Floh oder andersrum. Wenn beide schreien muss ich mich manchmal entscheiden bei wem es gerade „dringender“ ist. Das hasse ich. Und ich habe Angst davor, dass einer der beiden sich zurückgesetzt fühlt, denkt, dass ich ihn weniger liebe, weil der andere mehr Aufmeksamkeit bekommt…
Ihr Mehrfachmamas da draußen: wird das jemals besser? Geht das irgendwann weg dieses schlechte Gefühl?
Ich weiß: damit muss ich ganz allein fertig werden. Ich hoffe meine drei Kinder spüren, dass sie alle drei aus tiefstem Herzen gewollt sind und meine Liebe zu ihnen so groß ist, dass sie sich nicht in Worte fassen lässt. Ich gebe mein Bestes – jeden Tag. Aber ich bin auch nur ein Mensch…